Beachtet man einige grundlegende Dinge, ist die Zucht von Salmlern kein Hexenwerk
Gesellschaftsaquarien kann man sich ohne einen Besatz mit Salmlern kaum vorstellen. Diese beliebten Fische sind oft farbenfroh, vielfach kleinbleibend und mehr oder weniger schwarmbildend. Schon vor längerer Zeit habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, einen kleinen Teil aus der großen Gruppe nachzuzüchten. Während meiner über fünfzigjährigen Beschäftigung mit der Aquaristik entwickelte ich ein für mich recht erfolgreiches Vorgehen, über das ich hier berichten will.
Das Wasser für die Zucht
In ihrem jeweiligen Habitat leben viele der uns bekannten Salmler saisonal, dass heißt von Regenzeit zu Regenzeit. Daraus ergibt sich die notwendige Beschaffenheit des zur Zucht zu verwendenden Wassers und für mich war schnell klar, dass die Zucht mit Regenwasser gelingen muss.
Über eine Klappe am Fallrohr der Regenentwässerung decke ich meinen Wasserbedarf. Die Verschmutzung unseres Regenwassers ignoriere ich dabei. Ich stellte fest, dass abgestandenes Regenwasser, wenn man es vor dem Sammeln zwei bis drei Stunden abregnen lässt, für meine Salmlerzucht geradezu ideal war. Ein zweites Regenwasserfass fülle ich mit etwa 50 Kilo Hochmorweißtorf und gebe darauf reines Regenwasser. Ein weiteres Fass enthält abgestandenes Leitungswasser, das ich nach Entnahme immer wieder ergänze und wieder abstehen lasse. Alle Wasserbehälter sind ohne Zirkulation und ohne Durchlüftung. Meine Zuchtwassermischung besteht für alle Salmler die ich nachziehe aus 85 Prozent reinem Regenwasser, 10 Prozent Torfwasser und 5 Prozent abgestandenem Leitungswasser. Der einzigen „Luxus“, den ich mir für die Sauberkeit des Wassers erlaube ist, dass ich das Wasser über Papierkaffeefilter laufen lasse.
Konditinierung der Zuchtpaare
Die Aquarienhälterung meiner Salmlerarten erfolgt in Leitungswasser mit einer Gesamthärte von 18 Grad und einem PH-Wert von etwa 7. Dabei werden die Fische normal, dass heißt mit Flockenfutter und diversen Frostfutterarten sowie frisch geschlüpften Artemianauplien gefüttert. Beabsichtige ich meine Tiere zur Zucht anzusetzen, trenne ich sie nach Geschlechtern und füttere sie abwechslungsreich mit Lebendfutter. Cyclops, Wasserflöhe, weiße und schwarze Mückenlarven fange ich aus einem nahegelegenen Tümpel. Beste Erfahrungen bei allen Salmlerarten hatte ich bei der Fütterung mit kleinen lebenden schwarzen Mückenlarven, Cyclops sind ebenfalls für die Laichbildung gut geeignet.
Die besten Zuchterfolge hatte ich bisher mit sieben bis acht Monate alten Tieren. Deutlich erkennbar sind die Geschlechter der meisten Salmler. Die Weibchen sind meist größer und fülliger in der Körpermitte, die Männchen fast aller Arten schlanker und etwas attraktiver in ihrer Färbung und Beflossung. Hat man die Tiere zwei bis drei Wochen lang täglich mit Lebendfutter gefüttert, kann man feststellen, dass sich bei den Weibchen der Laichansatz in eine kompakte Laichbildung verändert hat. Die Männchen balzen und spannen dabei verstärkt alle Flossen, veranstalten Revierkämpfe untereinander, die zumeist schadlos verlaufen.
Der Zuchtansatz
Nun ist es an der Zeit, die Tiere paarweise und nicht wie oftmals empfohlen in Dreiergruppen oder im Schwarm zum Laichen anzusetzen. Glas- oder Plastikbehälter von drei bis zehn Litern Inhalt sind meines Erachtens für alle Salmlerarten geeignet. Fast alle Arten sind Laichräuber, deshalb sollte man einen vom Boden etwa ein bis zwei Zentimeter entfernten Laichrost verwenden. Einige wenige feinfiedrige Kunststoffplanzen sind, um den Weibchen Schutz zu gewähren, empfehlenswert. Auch empfiehlt sich eine halbdunkle Aufstellung der Ablaichbecken.
Viele Arten laichen meist bereits am nächsten oder übernächsten Tag ab. Man sollte berücksichtigen, dass es ausgesprochene Nachtlaicher gibt, wie beispielsweise den Rotkopfsalmler (hemigrammus bleheri) oder den Roten Neon (paracheirodon axelrodi). Einige Arten, auch die beiden Vorgenannten, laichen bereitwilliger ab, wenn sich das Wetter ändert. Hochdruck- und Tiefdruckwetterlagen, beziehungsweise die Änderung von der einen Wetterlage in die andere, begünstigen die Laichbereitschaft. Ebenso spielt die Neumond- oder Vollmondnacht oft eine ausschlaggebende Rolle. Geschehen mehrere Klimaänderungen gleichzeitig, kann man mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer Laichabgabe rechnen. Aber wann treffen schon mehrere Situationen zusammen?
Zum Glück gibt es viele Salmlerarten, die ohne Probleme ablaichen wenn sie gut gefüttert wurden und das Zuchtwasser weich (1 bis 6 Grad) und sauer (PH 5,5 – 6,5) gewählt wurde. Meinen Erfahrungen nach neigt der erste und zweite Laich dazu, größtenteils zu verpilzen. Ab dem dritten Ablaichen kann man damit rechnen, dass der Laichverpilzung bei Salmlereiern Einhalt geboten ist. Bringt man seine Tiere in einen bestimmten Laichrhythmus, so kann man die Pärchen alle sieben bis zehn Tage zum Laichen ansetzen. Die Roten Neon sind allerdings nach meinen Erfahrungen nicht in einen Rhythmus zu bringen. Besonders stimuliert wird dieser Fisch durch die Fütterung mit lebenden kleinen schwarzen Mückenlarven.
Laichbehandlung und erste Aufzuchtswochen
Im Lichtkegel einer Taschenlampe ist erkennbar, ob die Paare abgelaicht haben. Es sind weniger die oft glasklaren befruchteten Eier die man sieht, vielmehr erkennt man an einem Teil weiß gewordener unbefruchteter Eier, ob das zur Zucht angesetzte Paar abgelaicht hat. Die Menge der abgegebenen Eier richtet sich nach dem Alter und der Kondition der Paare. So können 50 Eier bei kleineren Ziersalmlern schon viel sein, bei anderen Arten können 200 bis 400, teilweise sogar bis zu 800 Eier abgegeben werden.
Hat ein Paar abgelaicht, sollte man es aus dem Laichbecken entfernen, aber danach zusammen lassen. 24 Stunden nach dem Ablaichen ist der Zustand des Laichs entschieden, ja bei vielen Arten ist dies der Zeitpunkt des Schlüpfens. Ein leichtes Aufrühren hilft, verpilzte Eier und die Eihüllen der geschlüpften Larven durch Abschütten zu trennen. Die Larven kommen in ein vorbereitetes Becken mit dem schon bekannten Mischwasser. Der Wasserstand sollte nicht mehr als acht Zentimeter betragen. Ist das Wasser nach 48 Stunden noch klar und die Larven trudeln bei Lichteinfall an die Oberfläche, bereitet man aus dem gewässerten Torf ein “Torfbett“. Einen Teelöffel eingeweichten und mit Leitungswasser gespülten Torf gibt man in das „Schlummerbecken“ dazu, dunkelt es ab und lässt es dann fünf Tage ruhen.
Ab dem sechsten Tag füttere ich meine jungen Salmler. Am ersten und zweiten Tag werden sie mit Rädertierchen gefüttert. Ab dem siebten oder achten Tag bekommen die jungen Salmler frisch geschlüpfte Artemianauplien. Drei bis vier kleine Posthornschnecken sind Co-Existenzen, sie sorgen für die Verwertung der Futterreste. Der Grund für den empfohlen Wasserstand von höchstens acht Zentimetern ist, dass man jeden Tag 100 bis 150 ml abgestandenes Leistungswasser zufüllen kann.
Für die nächsten fünf Wochen beginnt nun eine Gratwanderung. Ausreichende Fütterung (zweimal täglich), das verhindern von „Gammelecken“ und hinreichende Wasserqualität erfordern viel Fingerspitzengefühl, das sich aber irgendwann einstellt. Die Wassertemperatur ist noch zu erwähnen: nicht unter 23 und nicht über 27 Grad Celsius.
Hat nunmehr jemand Lust bekommen, Salmler zu züchten, dann wünsche ich viel Spaß und Erfolg.
Literatur zu den Themen Salmler und Zucht
Frank, Dr. Stanislav/Zukal, Rudolf (1982): Balzspiele im Aquarium, Landbuch Verlag, Hannover
Frank, Dr. Stanislav/Zukal, Rudolf (1979): Geschlechtsunterschiede der Aquarienfisch, Landuch Verlag, Hannover
Gery, Jacques (1977): Characoids of the world, Neptune City, USA
Hoffmann, Peter/Hoffmann, Martin (2000): Samler, Ulmer Verlag, Stuttgart
Pinter, Helmut (1988): Salmler, Schwarmfische im Aquarium, Ulmer Verlag, Stuttgart
Pinter, Helmut (1988): Handbuch der Aquarienfisch-Zucht, Ulmer Verlag, Stuttgart
Staeck, Wolfgang (2008): Salmler aus Südamerika, Dähne Verlag, Ettlingen
Stallknecht, Helmut (1994): Man nennt sie Salmler, Tetra Verlag, Melle
Stallknecht, Helmut (1994): Alle Tage Jungfische, Tetra Verlag, Melle