Eier müssen nicht sein
Lebendgebärende Fische, Amphibien und Reptilien und ihre eierlegenden Verwandten
Auf der Erde gibt es etwa 9.000 Vogelarten. Sie alle legen Eier. Es gibt außerdem etwa 5.500 verschiedene Arten Säugetiere. Nur drei davon legen Eier, alle anderen gebären mehr oder weniger weit entwickelte Jungtiere und ziehen sie mit Muttermilch auf. Bei den Tieren, mit denen sich die Aquarien- und Terrarienkunde beschäftigt, also den Fischen (etwa 40.000 Arten), Amphibien (etwa 6.000 Arten) und Reptilien (etwa 8.500 Arten), gibt es viel mehr Fortpflanzungsstrategien.........
In 58 Aquarien und acht Terrarien zeigt die Ausstellung eines der ältesten Aquarien- und Terrarienvereines der Welt, der Hottonia, dem Besucher einen Querschnitt durch die faszinierende, kunterbunte Welt der Fische, Amphibien und Reptilien. Als roter Faden zieht sich das Thema "Lebendgebären" durch die Ausstellung.
Lernen Sie die z.B. südamerikanischen Vieraugenfische kennen, bei denen die Augen in der horizontalen Ebene geteilt sind. So können sie gleichzeitig über Wasser und unter Wasser sehen. Vieraugenfische bekommen lebendige Junge. Die Männchen können ihre Begattungsorgane entweder nur nach links oder nur nach rechts schwenken. Ihnen angepasst gibt es Weibchen, deren Geschlechtsöffnung sich entweder nach links oder nach rechts gerichtet ist. Ein rechtsschwenkendes Männchen kann sich also nie mit einem Weibchen paaren, dessen Geschlechtsöffnung nach rechts gerichtet ist, denn die Paarung erfolgt immer in einer Parallelstellung der Fische. In Indien gibt es ein Gegenstück zu den Vieraugenfischen. Bei der Vieraugen-Meeräsche sind die Augen genau so zweigeteilt! Auch diese Fische, die sich durch das Ablegen vieler hundert Eier fortpflanzen, zeigt die Ausstellung.
Wussten Sie, dass die Erforschung der genetischen Grundlagen von Krebserkrankungen erst durch die Aquaristik möglich wurde? Als man zwei lebendgebärende Fischarten (den punktierten Platy und den roten Schwertträger) aus Mexiko miteinander kreuzte, erhielt man durch fleißige Auslesezucht schließlich wunderhübsche, rote, schwarz punktierte Schwertträger. Doch es stellte sich heraus, dass diese Schwertträger, 1916 erstmals durch berliner Aquarianer erzüchtet und daher als "Berliner Schwertträger" weltweit bekannt wurden, manchmal in den schwarzen Punkten Hautkrebs entwickelten. Die Medizin hatte mit dem Berliner Schwertträger den ersten Modellorganismus mit einer genetisch fixierten Krebserkrankung und viele Millionen Menschen verdanken den an diesen Tieren in Grundlagenforschung gewonnenen Erkenntnissen ihr Leben. Die Ausstellung zeigt Berliner Schwertträger, Wildformen von Schwertträger und Platy und auch zwei echte Hessen, den Frankfurter und den Wiesbadener Schwertträger, die in den 1920er und 1930er Jahren in diesen Städten erzüchtet wurden.
Wenn Sie glauben, Modeschmuck sei eine Erfindung der Menschen, so irren Sie. Bei vielen Lebendgebärenden Zahnkarpfen konkurrieren mehrere Männchen um ein Weibchen. Es sind die Weibchen, die entscheiden, welches Männchen sich paaren darf. Und die Weibchen entscheiden sich immer für die buntesten Männchen mit den größten Flossen. Wir zeigen Ihnen die Arten, bei denen diese Vorliebe der Weibchen zu geradezu grotesken Flossen und wahrhaft schrillen Farben geführt hat.
Leider werden diese bunten, großflossigen Männchen aber auch viel leichter Opfer von Fressfeinden. In der Ausstellung zeigen wir Ihnen diese Räuber, die dafür sorgen, dass das Modebewusstsein der Fischmännchen nicht ausufert. Unter den Räubern gibt es Arten, die selbst sehr originelle Fortpflanzungsstrategien entwickelt haben, wie etwa die Wabenkröte. Diese etwa 25 cm lang werdende Kröte aus Surinam lebt ausschließlich unter Wasser und frisst ausschließlich Fische. Wie ein algenbewachsener Stein liegt sie am Grunde des Gewässers. Wehe dem arglosen Fischlein, das sich ihr nähert! Aus dem Nichts öffnet sich ein breites Maul, der Sog lässt den Fisch verschwinden, und ist er etwas zu groß, so stopfen die besenartigen Hände so lange nach, bis das Schicksal des Fisches erfüllt ist. Die Verwandten der Wabenkröte haben Kaulquappen, die ihrerseits wie Fische aussehen. Anders als unsere einheimischen Kaulquappen sind es keine Algenfresser, sondern sie fischen - ähnlich wie die großen Bartenwale des Meeres - mit ihrem breiten Maul winzige Planktonorganismen aus dem freien Wasser. Nicht so die Wabenkröte. Nach der Eiablage schiebt das Weibchen die großen Eier auf seinen Rücken, wo sie von Haut überwachsen werden. Wie in Bienenwaben wachsen die Kaulquappen heran und schließlich schlüpfen aus dem Rücken der Mutter viele kleine, fertig entwickelte Wabenkröten und begeben sich sogleich auf die Fischjagd.
Aber auch die Wabenkröten haben Feinde. Gleich im Eingangsbereich zur Ausstellung begrüßen Sie vier niedliche Brillenkaimane. Diese Krokodile sind noch Jungtiere, kaum drei Jahre alt und 50 - 60 cm lang. Aber es wäre bereits jetzt keiner Wabenkröte zu raten, sich in den Einflussbereich der Zähne dieser Panzerechsen aus der Urzeit zu begeben. Bei den Brillenkaimanen informiert die Hottonia die Besucher über das neue hessische Gesetz, das es Privatpersonen verbietet, Krokodile und andere Tierarten zu halten und zu züchten.
In einem Extra-Raum führt Sie eine Sonderausstellung in das geheimnisvolle Leben der nachtaktiven Skorpione und anderer lebendgebärender Krabbeltiere ein. Hier wird mit Rotlicht beleuchtet, das diese Tiere nicht wahrnehmen können, so dass Sie faszinierende Verhaltensbeobachtungen machen können.
Die Ausstellung der Hottonia findet vom 14. -16. März 2008 im Vereinsheim, Am Judenteich 16, 64287 Darmstadt, statt. Sie ist jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt €2.-, für Kinder ist der Eintritt frei. Für das leibliche Wohl der Besucher ist gesorgt. Unterstützt wird die Hottonia von dem befreundeten Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde Odenwald e.V., den Sponsoren Aqualog und Aquarium Glaser, Rodgau, Tropenparadies, Oberhausen und Odenwaldexoten, Nieder-Klingen. Mehr über die Hottonia, Anfahrtspläne, eine Artenliste der ausgestellten Tiere und den Ausstellungskatalog als PDF-Datei (ab Anfang März online) finden Sie unter www.hottonia.de